John Carpenter wird 73

Blackened - John Carpenter wird 73 Header

John Carpenter – verantwortlich für mehrere Filmklassiker und stilprägend für das Horror-Genre. Mit Hang zum Detail, Kreativität, musikalischem Talent und der gewissen Portion Sturheit ist er zu einem meiner liebsten Regisseure geworden. Auch wenn, und das muss ich leider betonen, sein letzter richtig guter Film bereits sehr lange zurückliegt. Wichtig ist das an so einem Jubeltag und bei so einem Portfolio natürlich nicht: Unzählige Regisseure haben nicht einen Klassiker im Repertoire, Carpenter dagegen etliche. Was ich mit diesem Text versuchen möchte, ist euch anhand von, sagen wir mal sieben Szenen näherzubringen, warum er für mich so wichtig ist.

Halloween (1978) – Halloween Night 1963

Blackened Carpenter Tribut - Halloween
© Compass International Pictures/ All Rights Reserved.

Nach der legendären Intro-Sequenz mit dem Kürbis, die im 2018er Film herrlich referenziert wurde, beginnt Carpenter den Film mit einer langen POV-Sequenz. Jemand beobachtet ein junges Pärchen und schleicht sich ins Haus, als dieses nach oben verschwindet. In der Küche nimmt sich die schwer atmende Gestalt ein riesiges Küchenmesser (gibt es so wohl auch nur in Filmen) und schleicht ihnen hinterher. Als er sich eine Maske aufsetzt, fühlte sich der Zuschauer durch das verengte Bild noch mehr wie in die Rolle des Täters. Das junge Mädchen erkennt den Maskierten als „Michael“ und wird von ihm gnadenlos niedergestochen, bis sie blutüberströmt (und nackt – es ist ein Horrorfilm, was erwartet ihr?) vor ihm liegt. Dann geht er nach draußen und seine Eltern nehmen ihm die Maske ab. Erst jetzt wechselt die Perspektive und wir sehen, dass Michael Myers noch ein kleiner Junge ist, der teilnahmslos ins Leere starrt und das blutige Messer noch in der Hand hält. Dass vor allem die Darstellerin seiner Schwester nicht die beste Schauspielerin der Welt ist – geschenkt. Ich finde diesen Beginn immer noch großartig. Schon allein, weil er aus Myers kein plärrendes Balg macht, das seine Mama vermisst. Aber darüber habe ich mich ja bereits ausgelassen.

Big Trouble in Little China (1986) – The Three Storms

Blackened Carpenter Tribut - Big trouble
© 20th Century Fox/ All Rights Reserved.

Carpenter hatte sich zu diesem Zeitpunkt einen Namen gemacht, kreativ mit kleinen Budgets umgehen zu können. Für Big Trouble in Little China hatte er das erste Mal mehr Geld zur Verfügung und drehte eine Action-Komödie, die leider komplett floppte und sein Vertrauen in Hollywood dank Ärger mit 20th Century Fox nahezu komplett zerstörte. Heute gilt der Film als Kultstreifen und das auch vollkommen zurecht. In keiner Szene wird das deutlicher als beim ersten Auftauchen der „Three Storms“, die mich als Kind gleichermaßen ängstigten wie faszinierten. Spätestens hier wird Big Trouble … zu einem herrlichen Spektakel, welches ich Fans des 80er Kinos nur ans Herz legen kann.

In the Mouth of Madness (1994) – “This is not reality!”

© New Line Cinema/ All Rights Reserved.

Einer der wenigen, wenn nicht gar der einzige Film, der die Atmosphäre einer H.P. Lovecraft Geschichte zumindest in Ansätzen auf die Leinwand übertragen konnte. Die Geschichte von Die Mächte des Wahnsinns basiert zwar auf keinem Werk des legendären Autors, die Einflüsse werden aber spätestens im letzten Drittel mehr als deutlich. Die letzte Szene, in der Sam Neil den Wahnsinn seiner Welt endgültig akzeptiert, ist von ihm meisterhaft gespielt und ein weiterer Beweis dafür, dass Carpenter genau weiß, wann und wie er einen Film beenden muss.

Prince of Darkness (1987) – „Could be a warning. To show us what’s going to happen.”

Ich bin Star Trek-Fan, ich liebe Technobabble. Vielleicht hat es mir die Szene in Die Fürsten der Dunkelheit, in der die Protagonisten langsam herausfinden, dass etwas gewaltig schiefläuft, deswegen so angetan. Hinzu kommen nicht direkt offensichtliche Details, wie Carpenter sie gerne einbaut. Achtet mal auf die Karte. Carpenters vielleicht bester Soundtrack trägt sein Übriges zu der beklemmenden Stimmung seines vielleicht am ehesten vergessenen Meisterwerkes bei.

They live (1988) – Diese ewig lange Kampfszene

Sie leben ist der beste Film mit einem Wrestler in der Hauptrolle! Okay, das ist nicht gerade schwierig, aber ich möchte es trotzdem erwähnen. „Rowdy“ Roddy Piper gilt als einer der besten Redner der Wrestling-Geschichte und kann mit einem Regisseur wie Carpenter auch einen Film tragen. Ganz in seinem Element dürfte er aber bei der mehrfach ausgezeichneten und schon fast absurd langen Kampfszene sein, bei der seine Figur mit dem besten Kumpel in Streit gerät und beide sich nach allen Regeln der Kunst in einer Gasse prügeln.

Escape from New York (1981) – “Call me Snake!”

Kurt Russell ist eine der coolsten Säue der Kinogeschichte und Die Klapperschlange Snake Plissken dürfte seine bekannteste Rolle sein. So inszeniert man einen dystopischen Sci-Fi-Thriller! Der gesamte Film ist ein Lehrstück in Sachen großartiger Inszenierung bei eher geringem Budget, aber die Einführung der Hauptfigur und der Anflug auf das zerstörte New York hinterlassen bei mir jedes Mal aufs Neue den meisten Eindruck. Kein Wunder, dass Hideo Kojima sich für seine Figur Solid Snake maßgeblich von diesem Film beeinflussen ließ. Ich möchte euch zu dem Thema folgenden YouTube-Kanal ans Herz legen, der sehr gute Retrospektiven macht.

The Thing (1982) – “You’ve gotta be fucking kidding!”

© Universal Pictures/ All Rights Reserved.

Für mich der beste Horrorfilm, der je gedreht wurde! Wer Das Ding aus einer anderen Welt nur auf seine selbst heute größtenteils noch exzellent aussehenden Gore-Szenen reduziert, sollte den Film mal ohne Smartphone in der Hand gucken. Die Vorstellung, in der völligen Abgeschiedenheit einer Antarktisstation einem Wesen ausgeliefert zu sein, dass sich in jedem meiner Freunde und Kollegen verbergen könnte, finde zumindest ICH extrem beklemmend. Wenn die sich dann auch noch in abartige Mutationen verwandeln, sobald man sie enttarnt, klingt eine Flucht ins ewige Eis gar nicht mehr so schlecht. Ich habe lange überlegt, ob ich die Szene mit den Blutproben oder die mit dem Defibrillator am stärksten finde. Aufgrund des „WTF?“-Faktors habe ich mich am Ende aber für letztere entschieden. Als ich diesen Film in viel zu jungen Jahren das erste Mal auf einer schäbigen VHS sah, ist mir fast der Herz stehengeblieben.

Außerdem trägt Kurt Russell einen coolen Hut und kippt Whiskey in einen Schachcomputer!

Alles Gute zum 73. Geburtstag, John!

Hinterlasse einen Kommentar